Am 18. Juni 2014 fand bereits zum 5. Mal der Swiss Requirements Day statt. Ingrid und ich haben dort unseren Vortrag „The Trust Equation: Business Analysts as Trusted Advisors“ präsentiert, selbst einige interessante Vorträge besucht und viele interessante Gespräche geführt. Von ein paar Eindrücken möchte ich euch in diesem Artikel erzählen.
Die Keynote zu Beginn wurde von Prof. Neil Maiden gehalten. Kurz gesagt ging es um das Konzept des „Goal Modeling“, das besonders in frühen Phasen des Requirements Engineering bzw. in der Business Analyse eingesetzt werden kann, um Ziele zu modellieren und auch um Abhängigkeiten zwischen Stakeholdern und diesen Zielen aufzuzeigen. Ein spannender Ansatz, der Neil’s credo „less text, more pictures“ unterstreicht. Auch wenn ich dieses Credo absolut unterstreichen möchte, waren für mich die Beispiele aus dem vorgestellten i* Framework nur bedingt für die Kommunikation von Requirements geeignet: Für mich muss ein „Big Picture“ auch selbsterklärend sein, die erzeugten Diagramme waren das aber nicht wirklich. Da ist es für mich verständlich, dass involvierte Personen auch Anforderungen in Textform verlangen, wie der Vortragende auch zugegeben hat. Ob das Generieren von Texten aus diesen Modellen aber wirklich die Lösung ist? Hier verhält es sich, aus meiner Sicht, wie bei den meisten Modellierungs-Ansätzen: Sie eignen sich hervorragend für die Analyse von Sachverhalten aber nur bedingt für die Kommunikation. Kommunikation sollte immer auf den Kommunikationspartner abgestimmt sein.
Danach durften wir auch schon gleich weiter zu unserem eigenen Vortrag. Kurz gesagt ging es um Business Analysten als vertrauenswürdige Berater. Warum ist es überhaupt wichtig, dass Business Analysten als vertrauenswürdig angesehen werden? Und was ist eigentlich Vertrauen? Wenn man genauer hinsieht, ist der Begriff „Vertrauen“ gar nicht einfach zu greifen. Deswegen haben wir die „Vertrauensformel“ vorgestellt, mit der sich Vertrauen in 4 Komponenten unterteilen lässt. Das Gute daran: Zu allen Komponenten konnten wir viele Tipps und Tricks geben, wie man sie gewinnbringend einsetzt. Mehr dazu wird es schon bald in einer zukünftigen Episode aus unserem BA-Podcast geben! Ein Interview mit Ingrid und mir gibt es auf dem Blog der Konferenz-Website.
Die zweite Keynote nach der Mittagspause war etwas ganz Besonderes: Dr. Christian Bischof hat über Illusionen im Requirements Engineering gesprochen. Und das Spannende dabei: Der „Vortragende“ ist einerseits promovierter Betriebswirtschaftler, anderseits Magier – und hat in seiner Keynote auf einzigartige Weise Wahrnehmungspsychologie mit Betriebswirtschaft und Requirements Engineering verknüpft. Das Ergebnis waren zauberhafte Illusionen und einige Desillusionen: Denn wir Requirements Engineers und Business Analysten fallen genauso auf Tricks herein,wie alle anderen Menschen auch: Nicht nur in einer Zauber-Show, sondern auch in unserem Berufsalltag!
Den letzten Vortrag, den ich beim Swiss Requirements Day besucht habe, war von Gregor Urech über Contextual Inquiry. Der Vortragende hat anschaulich erklärt, wo das Problem liegen kann, wenn alle relevanten User bei der Erhebung der Anforderungen einbezogen und trotzdem am Schluss unzufrieden mit dem Resultat sind. Denn meistens liegt es daran, dass die Anwender ihre Anforderungen selbst formulieren. Beim Contextual inquiry werden User nicht befragt, sondern bei der Arbeit beobachtet. Meine Fazit: Eine großartige und absolut unterschätzte Methode, die Ingrid und ich unter dem Stichwort Job Shadowing gerne einsetzen!
Neben den Vorträgen gab es natürlich dank der großzügigen Pausen viel Zeit fürs Networking. Beim Foto rechts war ich auf beim Stand vom IIBA Zürich Chapter zu Besuch.
Alles in allem war es eine großartige Konferenz und eine wunderbare Gelegenheit wieder einmal nach Zürich zu kommen! Danke an das SRD14-Team, bis – hoffentlich – zum nächsten Mal!
Es tut uns leid, aber dieses Kommentar wurde gesperrt.