Ich habe letztens eine interessante Studie der IZA (Forschungsinstitut zur Zukunft der Arbeit) entdeckt, die den Zusammenhang zwischen Arbeitszeit und Output untersucht hat. Das Ergebnis: Bei mehr Arbeitsstunden sinkt unsere Arbeitsleistung pro Stunde. Ergo: Die Verkürzung der Arbeitszeit unterstützt tatsächlich unsere Produktivität.
Bereits seit einiger Zeit rumort das Gerücht in der Wirtschaftswelt, dass weniger Arbeitsstunden die Produktivität und Effizienz der Mitarbeiter erhöht. Denn mit längeren Arbeitszeiten scheint die einzelne Stundenleistung zu fallen. So arbeiten wir zwar lang und länger, doch am Ende des Tages sind viele einfach gefrustet, weil zwar Energie verloren gegangen ist, der Output gefühlt aber eher ernüchternd ist.
Um zu erforschen, ob dieses Gefühl sich in objektiven Zahlen festhalten lässt, hat John Pencavel von der Stanford University einen ungewöhnlichen Datensatz gewählt: Jenen der Forscher des britischen „Health of Munition Workers Committee“ (HMWC), die während des Ersten Weltkrieges gesammelt wurden. Angesichts der kaum nachzukommenden Nachfrage nach Waffen und Munition suchte Großbritannien damals vollkommen verzweifelt nach einem Weg, die Produktivität zu steigern. HMWC stand der damaligen Regierung mit Rat und Tat zur Seite und untersuchte deshalb Gesundheit und Leistungsfähigkeit der Arbeiter in Munitionsfabriken.
Viele Untersuchungen, Befragungen und Beobachtungen später hatte die HMWC die Antwort parat: Britische Munitionsarbeiter sollten schlicht und ergreifend kürzer arbeiten, um ihre Produktivität zu steigern.
Anderes Jahrhundert, ähnliche Fragestellung: Diese Riesenmenge an Daten wurden nun neuerlich analysiert und ausgewertet – sie bilden eine hervorragende Grundlage, da die geleisteten Arbeitsstunden relativ einfach zu messen und damit eindeutig und valide (=gültig) waren, ebenso wie der tatsächlich entstandene Output (Stückzahl).
Bei der neuerlichen Analyse der Daten fand John Pencavel nun heraus, dass es einen nicht-linearen Zusammenhang zwischen Arbeitszeit und Output gibt: Bleibt die Arbeitszeit unter 49 Wochenstunden, sind die Schwankungen im Output proportional zu den geleisteten Stunden. Arbeiten die Menschen allerdings mehr als 50 Stunden, sinkt die Geschwindigkeit und damit der Output.
Wird nun die Zahl der Wochenstunden von 55 auf 50h verkürzt, sind die Auswirkungen auf die Produktion nur gering. Noch schlimmer sind die Ergebnisse, wenn Sie sich den Verlauf ansehen: Der Output bei 70 Stunden geleisteter Arbeit unterscheidet sich kaum vom Output bei 56 Stunden! Das bedeutet, dass diese zusätzlichen 14 Stunden im Grunde eine reine Verschwendung von Zeit sind.
Das Fehlen eines gesamten Ruhetages (Sonntag) schlägt sich fast noch stärker auf die Stundenleistung nieder. John Pencavel schätzt, dass der Output sogar höher bei einer 48-Stunden-Woche (ohne Arbeit am Sonntag) ist, als wenn Sie sieben Tage arbeiten.
Diese Ergebnisse beziehen sich zwar nicht auf Dienstleistungsberufe, sondern wurden bei Arbeitern, die tagtäglich die selbe Arbeit verrichtet haben, erhoben. Allerdings würde ich sofort die Wette eingehen, dass die Ergebnisse im Beratungsberuf noch deutlicher ausfallen würden. Arbeiten, die volle intellektuelle Konzentration brauchen, benötigen viel Energie und das schlägt sich wiederum sofort auf unsere Leistungsfähigkeit und Konzentration nieder.
Deswegen: Wenn Sie das nächste Mal früher aus der Arbeit gehen wollen, zeigen Sie doch Ihrem Chef die Untersuchungsergebnisse 😉
Wie sehen Ihre Erfahrungen dazu aus: Haben Sie das Gefühl der Output Ihrer geleisteten Stunden stimmt mit Ihrer Effizienz überein?
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Hallo Ingrid,
bei mir ist es so, dass ich früh am Tag mein Werk beginnen – zwischen 5 und 6. Bis 9 oder 10 schaffe ich mehr wertvolle Ergebnisse als den Rest des Tages. Das hängt natürlich auch mit der Frequenz der Störungen zusammen. Und natürlich mit der Art der Arbeit – Meetings, Konzeptarbeit oder was auch immer.
In der Beratung, direkt beim Kunden, da ist es etwas anders. Da ist irgendwann nach 6/7 Stunden die Luft einfach raus und es bringt nicht mehr viel, weiter zu machen.
Robert
Hallo Robert,
Spannend! Das kenn ich auch von mir – in der Früh, wenn alles noch schläft, kann ich am besten Dinge vorbereiten. Das ist eben einer der Vorteile daran, selbstständig zu sein und seine Zeit doch eher einteilen zu können…
Liebe Grüße,
Ingrid
Vielen Dank für deinen schönen Text. Er entspricht so sehr dem was ich auch schon erlebt habe.
Persönlichkeitsentwicklung ist ein ständiger Prozess. Wer sich dafür interessiert lässt sich sehr schnell im Angebotsüberfluss verlieren. Und selbst wenn ein Ziel erreicht ruft doch gleich das nächste.