Sieht man sich typische Vortragsthemen aus dem Requirements Engineering an (beispielsweise von der ReConf 2011), geht es meistens um Qualitätssicherung, Modellierung, Werkzeuge, Methoden & Prozesse. Und man ist sich einig: Erfolgreiche Anforderungserhebung ist in großem Maße von der Expertise des Requirements Engineers abhängig.
Neben der fachlichen Kompetenz ist jedoch auch die soziale Kompetenz ein wichtiger Erfolgsfaktor im Requirements Engineering. Schließlich geht es darum, Anforderungen zu erheben, die Menschen an Systeme stellen. Und der Requirements Engineer tut gut daran bei seiner Arbeit eben diese Menschen in den Mittelpunkt zu stellen. Da das Thema Soft Skills meiner Meinung nach auf Fach-Tagungen viel zu kurz kommt, habe ich mich gefreut, dass ich einen Vortrag zu genau diesem Thema auf der ReConf 2012 halten durfte. Und das große Interesse hat gezeigt, dass das Thema vielen besonders wichtig ist.
Diese Frage habe ich im Laufe der Tagung mit Gesprächspartner diskutiert. Und hier folgt eine Auswahl von Hypothesen.
In den meisten Vorträgen geht es also um Themen wie Methoden, Prozesse und Werkzeuge. Der Vorteil dabei: Als Vortragender ist man in guter Gesellschaft, wenn man von dem Bekannten ausgeht und das wiederholt, was man bereits auf Konferenzen zuvor gehört hat.
Bei der Vorbereitung eines Vortrags, gehen die die meisten also auf Nummer sicher und wählen ein klassisches Thema. Wer sich doch gegen den Trend entscheidet und mit einem weichen Thema liebäugelt, kommt zu These Nummer 2.
Erinnern Sie sich einmal an den letzten Besuch einer Konferenz: Aus wievielen Wörtern besteht die durchschnittliche Folie?
Studien zufolge sind es häufig über 40! Das bedeutet, die meisten Vortragenden vertrauen auf die Macht der geschriebenen Worte. Und diese vermitteln meistens Daten & Fakten. Wie soll man aber nun mit weichen Themen, wie soziale Kompetenz, Persönlichkeit und Emotionalität, umgehen? Hier wird es etwas schwieriger mit den gesuchten Daten & Fakten. Wie können diese Themen so vermittelt werden, dass sie einerseits interessant sind und anderseits auch genug Stoff für eine 45-Minuten-Präsentation liefern?
Vortragende, die sich an diesem Punkt immer noch nicht abschrecken lassen, landen möglicherweise gedanklich bei These Nummer 3.
Das Publikum auf einer IT-Tagung ist ein Fachpublikum. Viele haben ein technisches Studium abgeschlossen oder arbeiten schon lange im IT-Umfeld und haben sich schon früh daran gewöhnt, dass der Verstand das Maß aller Dinge ist. Zu viel Emotionalität (als Gegensatz zur Ratio) schadet also nur der Glaubwürdigkeit des eigenen Vortrags.
Präsentationsexperten sind hier allerdings anderer Meinung. Denn die Glaubwürdigkeit eines Vortragenden hängt von zwei Dingen ab: Erstens der emotionalen Komponente und zweitens der analytischen Komponente. Und diese beiden Komponenten müssen ausgewogen sein, sodass sie der Situation angemessen sind. Wenn die emotionale oder analytische Wirkung zu stark in eine Richtung tendiert, schadet das der Glaubwürdigkeit.
Für ein Thema wie soziale Kompetenz braucht es also einen anderen Ansatz. Aus diesem Grund habe ich für mein Thema nicht den Modus des klassischen Fachvortrags gewählt, sondern eher den eines Impulsvortrags.
Der Vortrag bestand aus folgenden Teilen:
Doch der letzte und wichtigste Punkt ist die Einladung zur Selbstreflexion und zur Handlung: Wer sich bewusst mit sich selbst auseinandersetzt und bereit ist sein Handeln zu verändern, dem gelingt es auch die eigene sozial Kompetenz zu stärken.
An dieser Stelle möchte ich mich auch für das ermutigende Feedback auf meinen Vortrag bedanken und freue mich bereits auf die kommenden Gelegenheiten das Thema weiter zu vertiefen!
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Interessantes Thema… gibt es in diesem Bereich schon empfehlenswerte Literatur?
MFG
In meinem Vortrag habe ich unter anderem auf den Lehrplan „Elicitation & Consolidation“ des IREB verwiesen bzw. auf den BABOK. Beide kann ich empfehlen. Letzteres ist leider nur käuflich erwerblich oder kostenlos als IIBA-Mitglied.